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September 1943 bis April 1945

Von Zwangsarbeit zum Todesmarsch

Im September kam Erna ins KZ Ravensbrück, dort verbrachte sie am 21. Oktober 1943 ihren 20. Geburtstag.

Sie wollte sich selbst beweisen, dass sie noch ein Mensch ist. Sie wollte einmal satt sein. Also hat Erna ihre Ration Brot vom Vortag in einem Beutel aufbewahrt – das war eigentlich ihr Zahnbürstenbeutelchen. Dann hätte sie am nächsten Tag die doppelte Ration, auch wenn sie am Tag vorher hungern musste. Als sie schlafen ging, legte sie den Beutel unter ihr Kopfkissen. 

»Und am Morgen greife ich hinter mein Kopfkissen, da war das weg. Gestohlen. Ich kann gar nicht sagen, was für Gefühle ich hatte. Einerseits war ich todtraurig und andererseits wütend, weil ich an den dachte, der mich bestohlen hatte.« 

Blumen,Geld,Zeit verbringen mit Familie Ein Haus Mit der Familie was essen gehen Glück für die Familie Geld Das meine Familie für immer gesund bleibt Geld,Blumen,Schmuck 2 Villen Ein Getränk o. Ä. welches ein wenig teurer ist und ich sonst nie kaufen würde Ein neues handy geld Freiheit Was zum anziehen Parfum Geld Geschenk bekommen In ein anderes Land reisen eine neue angelrute würde mir sehr gefallen Geld schenkem Heute würde Man eine Parfüm Flasche bekommen oder ein neues Smartphone Zeit mit meinen liebsten Einen sonnigen Tag mit viel essen Leckeren kuchen Heute auf entspannt mit Familie was essen gehen Geld schenken Was zum anziehen Ich würde mir wünschen das meine Familie gesund bleibt Ein Urlaub ein riesiges Buffet und Ruhe und einen schönen gemütlichen Sessel auf einer Terasse Essen Blumen, Torte, Zeit mit seinen Lieben Blumen, Torte, Zeit mit seinen Lieben Ich will das meine Familie gesund bleibt und früh stirbt, das ich immer genug essen hab das ich satt werde Ruhe Eine ps5 neuer pc nen neues Fahrrad vielleicht und ein paar Computer spiele Was schönes machen Was schönes mit der Familie machen Star Wars Das meine Familie und ich gesund sind und sonst einen i phone Lego Handy Mit meinen Freunden was machen Spaß Ich kaufe mir gerne etwas schönes zum Geburtstag oder gehe mit meinen Freunden wo hin und gebe ihn alles aus, weil es mein Geburtstag ist 100 Brote Freiheit Mit mein besten Freunden was unternehmen Urlaub am Meer Erinnerrungsbuch Gute Noten 😍 Erinnerungen iPad Schlittschuhe und Geld Urlaub, einen schönen, lustigen Abend mit Freunden, Familie und Alk Einen entspannten Tag mit meiner Familie Ein Handy Puzzle Ein Kleid und ein Abend essen. eine lustige, schöne Unternehmung mit meinen engsten Vertrauten ich habe alles Einen Therapeuten <33 Schmuck Ein Tag mit meinen Engsten 🫰🏻 Bubatz Freiheit bild mit ihrer mutter malen ein geschenk das mit viel bedacht ausgesucht worden ist Weltfrieden einen Tiger im Mond Handy ein fotoalbum mit allen schönen erinnerungen Kaffeevollautomat auch brot Nichts Diese Momente vergessen zu können Die Freiheit. Ein kpop album Einen wunderschönen Tag mit meinen Liebsten Bin mir unschlüssig Eine schöne Reise ein bogen zum bogenschisen Essen Gar nix Eine Reise mit meiner Familie Hund Ein neues paar Schuhe Ein Instrument Baum Auto Party Geldk Eine Freundin PlayStation 5 Ein Teures Handy Tomatensaft Glück Blumen Ein Gespräch mit ihren papa Schmuck Einen Urlaub Ein Telefonat mit einem wichtigen Menschen

Dann wurden Erna und ihre Mithäftlinge zur Arbeit gerufen. Erna sollte die Walze ziehen, dabei hatten sich viele Frauen die Füße verletzt. Es war ihr Geburtstag, sie war schon bestohlen worden und jetzt sollte sie die Walze ziehen? Das hat sie nicht eingesehen. Sie weigerte sich innerlich und suchte eine Lösung. Aber Erna durfte nicht erwischt werden – Arbeitsverweigerung wurde mit Prügel bestraft. Auf einmal ging eine Gruppe vom Krankenrevier vorbei. Erna überlegte eine Sekunde und mischte sich unter die Gruppe. Und sie wurde nicht erwischt. 

»Wenn ich heute daran denke, da bin ich ganz heilfroh, dass ich das getan habe. Ich habe mir einmal wieder bewiesen: Ich bin noch ein Mensch, ihr habt nicht über mich zu befehlen!« 

Drei Monate später, im Januar 1944, wurde sie zur Zwangsarbeit abberufen. Sie sollte für Siemens & Halske arbeiten, für die Kriegsindustrie. Im selben Monat erhielt sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter.

Das Jahr verging, Erna war 21 Jahre alt und im KZ Ravensbrück wurde es immer voller. Die Neuzugänge berichteten, dass es im Krieg nicht mehr gut lief für das Deutsche Reich. Die ersten Konzentrations- bzw. Vernichtungslager im Osten wurden geräumt und die Häftlinge ins Innere des Deutschen Reiches verlegt. Die Nationalsozialist*innen wollten jetzt noch alle möglichen Beweise vernichten. Erna hatte Hoffnung auf das Kriegsende, auf die deutsche Kapitulation, am besten noch vor Weihnachten. Aber Weihnachten kam und Erna musste hungern. Das Lager war so voll, dass es nicht genug zu essen für alle Häftlinge gab.

Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Im Deutschen Reich  und seinen zwischenzeitlich besetzten Gebieten arbeiteten zwischen 1933 und 1945 mindestens 26 Millionen Menschen in Zwangsarbeit. Zwangsarbeit war ein systemisches Verbrechen der Herrschaft der Nationalsozialist*innen, das  für die deutsche Bevölkerung sichtbar war: Viele Arbeiten fanden nämlich im öffentlichen Raum statt. Insbesondere die Landwirtschaft, Kriegsindustrie und Infrastrukturmaßnahmen konnten nur durch den Einsatz von Zwangsarbeiter*innen bis 1945 aufrechterhalten werden.

Schon ab 1933 inhaftierten die Nationalsozialist*innen unter anderem als Juden*Jüdinnen Verfolgte, politische Gegner*innen, und Homosexuelle in Arbeitslagern. Der größte Teil der Zwangsarbeiter*innen wurde seit Beginn des Zweiten Weltkrieges zur Arbeit genötigt. In allen eroberten Gebieten, insbesondere in Osteuropa, wurden Menschen zur Herstellung von Materialien oder Aufbau von Infrastruktur gezwungen. Ein Teil der Menschen wurde ins Deutsche Reich verschleppt, um dort Zwangsarbeit in kriegswichtiger Industrie zu leisten: Kriegsgefangene oder Menschen aus Osteuropa mussten zum Beispiel auf Bauernhöfen, im Straßenbau, im Bergbau, im Handwerk oder für den Waffenbau arbeiten. Deportierte als Juden*Jüdinnen Verfolgte wurden in den Konzentrationslagern zur Zwangsarbeit eingesetzt. Vielfach arbeiteten sie dort für kriegswichtige deutsche Unternehmen wie IG Farben, Krupp, AEG oder Rheinmetall. So arbeiteten etwa 13 Millionen Menschen für Unternehmen.

Die NS-Ideologie und Rassenpolitik spiegelten sich auch im System der Zwangsarbeit. Insbesondere diejenigen Zwangsarbeiter*innen, die als Juden*Jüdinnen verfolgt oder aus den Gebieten in Osteuropa verschleppt wurden, sollten in Konzentrationslagern durch den Grundsatz  ›Vernichtung durch Arbeit‹ getötet werden. Menschen wurden hierbei unter unmenschlichen Umständen zur Arbeit gezwungen, sodass sie binnen kurzer Zeit durch Erschöpfung starben. So lag z.B. die durchschnittliche Lebenserwartung von als Juden*Jüdinnen Verfolgten in Zwangsarbeit für die IG Farben im KZ Auschwitz III Monowitz bei drei bis vier Monaten.

»Und unser Block hat gehungert, aber wir haben auch Weihnachten überstanden und hofften, hofften, hofften. Also, wenn die Hoffnung nicht gewesen wäre und die Nachrichten von außen, dann wäre es zum Verzweifeln gewesen. Und dann endlich, im April, sagte ein Aufseher: ›Geht in den Block und holt eure sieben Sachen!‹«

Das Kriegsgeschehen und die Fronten rückten immer weiter ins Deutsche Reich hinein. Es war der 21. April 1945, zu diesem Zeitpunkt hatten die alliierten Truppen bereits mehrere Konzentrations- bzw. Vernichtungslager im Osten wie im Westen befreit. Erna und ihre Mithäftlinge wurden deshalb auf einen Todesmarsch geschickt. Gemeinsam mit männlichen Häftlingen aus dem KZ Sachsenhausen wurden sie durch Mecklenburg in Richtung Ostsee geschickt. Sie wussten: Wenn sie zu schwach waren, um weiterzulaufen, wurden sie erschossen.

Sie liefen tagelang, nachts schliefen sie in Straßengräben. Erna war müde und hungrig. Sie hielt sich mit zwei Freundinnen wach und die Drei machten sich gegenseitig Mut. An einem Tag gewährte die SS dem Trupp eine Pause. Aber kaum eine Stunde nachdem Erna sich hingelegt hatte, wurden sie wieder aufgescheucht. Die sowjetischen Truppen waren in der Nähe – also mussten sie schnell weiterlaufen. Erna konnte nicht mehr, sie wollte nicht mehr. Nur auf das Drängen ihrer Freundinnen hin ließ sie sich überzeugen, weiterzugehen.

»Mit hängenden Köpfen und schleppenden Füßen sind wir da geschlurrt über die Straßen. Und der Zug hat sich immer weiter auseinandergezogen und das ging vielleicht eine Stunde und wir konnten nicht mehr, die Füße taten mir weh, alles tat mir weh. Und schlapp war man. Und auf einmal sehen wir, dass vor uns die Frauen lachen, weinen, sich umarmen. Da kommt ein amerikanischer Jeep auf uns zu und die Soldaten winken, da haben wir begriffen, wir sind plötzlich frei. Wir stehen auf der Straße und sind plötzlich frei.«

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