Die Geschichten weitergeben – solange es noch geht

Als Johanna Wassenhoven zum ersten Mal bei einem ZWEITZEUGEN-Workshop im Borussiapark Mönchengladbach dabei war, hatte sie sich vorher schon intensiv mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. Doch die Begegnung mit Zeitzeugin Eva Weyl hat bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Es war der Anfang eines besonderen Projekts, mit dem Johanna selbst Zweitzeugin wurde: »Das hat mich wahnsinnig fasziniert.«

In einem zweijährigen Herzensprojekt interviewte sie fünf Zeitzeug*innen der NS-Zeit, die im Altenheim ihrer Stadt Mönchengladbach lebten. Mit viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Neugier führte sie lange Gespräche, bereitete sie auf, verschriftlichte sie und schnitt sie zu Audio-Clips. Ihre Methode: möglichst frei erzählen lassen, statt starre Fragen zu stellen.

»Ich habe mich eingelesen, was in Wismar zur Zeit des Krieges passiert ist. Dann konnte ich mit einer konkreten Erinnerung ein Gespräch anstoßen – und die Zeitzeug*innen einfach erzählen lassen.«

Dabei ging es nicht nur um das Geschehene während des Zweiten Weltkriegs. Auch Erfahrungen in der DDR, Gedanken zur Gegenwart und Appelle an die junge Generation wurden Teil der Gespräche. Für Johanna war klar: Diese Geschichten müssen weitergegeben werden.

In ihrer Schule machte sie ihr Projekt sichtbar: mit einem Gallery Walk, mit QR-Codes zu den Audioausschnitten, mit vorbereiteten Unterrichtsstunden, und Arbeitsmaterial, in denen sie Mitschüler*innen die Bedeutung der Zeitzeug*innenarbeit näherbrachte. Auch Angehörige der Zeitzeug*innen meldeten sich im Nachhinein bei ihr – dankbar, dass die Geschichten nun bewahrt werden.

»Als ich die fertigen Interviews zurückgeben durfte, hat mich das sehr glücklich gemacht. Es war so schön zu sehen, dass es den Zeitzeug*innen etwas bedeutet – und auch ihren Kindern und Enkeln.«

Ihr Rat an andere junge Menschen, die als Zweitzeug*innen eigene Projekte umsetzen wollen: »Fangt einfach an! Man wächst mit dem Projekt. Viele sind dankbar und unterstützen euch gerne.«

Dass ihr Engagement Schule macht, zeigt auch die Veröffentlichung auf der Website ihrer Schule.

Und jetzt auch hier – denn Johanna ist ZWEITZEUGIN.

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