Antisemitische Motive

Dir werden gleich drei antisemitische Motive in Form von verschiedenen Bildern begegnen, die es zu erkennen gilt. Diese Motive kommen in der Geschichte und im Heute immer wieder in abgewandelten Formen und Codes vor.

Motiv 1

Geheime Weltverschwörung

Schon seit Jahrhunderten wird immer wieder davon gesprochen, dass es eine geheime Weltverschwörung von Juden*Jüdinnen gäbe, mit der sie sich Macht verschaffen würden.

Motiv 2

Verbindung zu Geld

Bereits seit dem Mittelater gibt es die Vorstellung, dass Juden*Jüdinnen eine besondere Verbindung zu Geld und Finanzen hätten.

Motiv 3

Unreinheit

Juden*Jüdinnen werden entmenschlicht und als ›unrein‹ dargestellt. Dies drückt sich auch im antisemitischen Schimpfwort ›Judensau‹ aus.

Hinweis: Hier werden Dir sehr konkrete Beispiele von antisemitischen Handlungen oder Bildern gezeigt, wodurch Vorurteile und Stereotype gezeigt werden. Das ist problematisch: So bleiben diese Vorurteile vielleicht länger in der Welt und in den Köpfen der Menschen. Das tun wir nicht gerne, müssen wir hier aber, damit Du in der Lage bist, Antisemitismus in seinen Formen erkennen und entschlüsseln zu können. Wenn es Dir damit nicht gut geht, mach zwischendurch kurze Pausen, hol dir eine*n Partner*in oder mach es zu einem späteren Zeitpunkt.

Überlege, welches Bild zu welchem Motiv und zu welcher Jahreszahl passt und wähle die entsprechende Kachel aus. Hast du alle acht Zuordnungen richtig, erhältst du weitere Hintergrundinformationen zu den Motiven.

Kirchenrelief

›Judensau‹
 

Holzstich

›Brunnenvergiftung‹
 

Postkarte

›Judenschweine‹ 
 

Propagandaschrift

›Protokolle der Weisen von Zion‹ 

Postkarte

›Ein Kreuz auf der Welt‹
 

Propagandafilm

›Der ewige Jude‹
 

Songtext

›Hang the Bankers‹
 

Meme

›Happy Merchant‹
 

ca. 1300

ca. 1350

ca. 1900

1903

ca. 1910

1940

2015

2021

Sehr gut!

Schau dir jetzt an, was hinter den Motiven steckt.

1300

Das Relief ›Judensau‹ an der Wittenberger Kirche

© Posi66/Wikipedia

Im Mittelalter nutzten Christ*innen das Motiv des Schweins in Verbindung mit Juden*Jüdinnen, um diese zu demütigen und zu beleidigen. Das Schwein gilt im Judentum als unreines Tier. Noch heute befinden sich an vielen Kirchengebäuden ähnliche Abbildungen wie das Relief an der Wittenberger Kirche. Ein Mitglied einer jüdischen Gemeinde hatte geklagt, da er sich durch das Relief antisemitisch beleidigt sieht. Das zuständige Oberlandesgericht hat die Klage Anfang 2020 zurückgewiesen. Das Relief würde nicht den Tatbestand einer Beleidigung erfüllen, weil es durch eine Stele mit Informationentexten in den historischen Kontext eingeordnet werde. Auch vor dem Bundesgerichtshof ist der Kläger gescheitert. Nun hat er Verfassungsbeschwerde eingelegt und der Fall wird vom Bundesverfassungsgericht behandelt.

1350

Die ›Brunnenvergiftung‹

© akg-images

Im Mittelalter und vor allem während der Pestepidemie (1347–1350) wurde Juden*Jüdinnen die Schuld an Krankheiten und Seuchen gegeben. So warf man ihnen zum Beispiel vor, Brunnen zu vergiften. Die antisemitischen Verschwörungserzählungen führten in ganz Europa zu Verfolgung von und Pogrome gegen Juden*Jüdinnen. In antisemitischen Welterklärungen werden Juden*Jüdinnen im Grunde für alle wesentlichen Übel der Welt direkt oder indirekt verantwortlich gemacht.

1900

Die Postkarte ›Judenschweine‹

© Wiesemann, Falk: Antijüdischer Nippes und populäre »Judenbilder«. Die Sammlung Finkelstein, Tübingen 2005.

Dieses Postkartenmotiv greift das Vorurteil vom ›Judenschwein‹ wieder auf. Es sitzen drei Figuren auf einer Bank, die entmenschlicht und als Schweine dargestellt sind. Durch äußere Merkmale, wie z.B. ihre Kleidung oder Frisur, hier durch Schläfenlocken, werden sie aber als Juden*Jüdinnen markiert. Diese Tiermetapher hält sich bis heute: Im Internet oder auf Demonstrationen werden Juden*Jüdinnen als ›feiges Schwein‹ und ›Judenschwein‹ diskriminiert.

1903

Die ›Protokolle der Weisen von Zion‹

© bpk // Deutsches Historisches Museum, Bibliothek // Indra Desnica

Die ›Protokolle der Weisen von Zion‹ waren eine gefälschte Propagandaschrift, die von der Geheimpolizei des russischen Zaren geschrieben und 1903 erstmals in Russland veröffentlicht wurden. Obwohl die Londoner Tageszeitung ›Times‹ schon die Fälschung nachweisen konnte und diese in der Schweiz 1934 gerichtlich festgestellt wurde, verbreitete sich die Schrift vor allem in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der USA. Der Verleger Theodor Fritsch verbreitete die Schrift als erster in der Weimarer Republik in seinem völkisch-antisemitischen Verlag. Die Protokolle sollten Pläne einer sogenannten jüdischen Weltverschwörung belegen und waren Ausgangspunkt von vielen weiteren antisemitischen Verschwörungserzählungen.

1910

Die Postkarte ›Ein Kreuz auf der Welt!‹

© bpk // Deutsches Historisches Museum // Sebastian Ahlers

Das Motiv auf dieser Postkarte greift den Mythos von einer vermeintlichen ›jüdischen Finanzmacht‹ auf. Das dazugehörige Vorurteil besagt, dass Juden*Jüdinnen gut mit Geld umgehen könnten bzw. reich wären. Entstanden ist dieser Mythos bereits im Mittelalter. Juden*Jüdinnen durften in den meisten Berufen nicht arbeiten, sodass Handel und Geldverleih die wichtigsten Berufe für sie wurden. Seitdem wurden Juden*Jüdinnen beschuldigt, für Armut oder Wirtschaftskrisen verantwortlich zu sein.

1940

Der Propagandafilm ›Der ewige Jude‹

© bpk // Deutsches Historisches Museum // Sebastian Ahlers

Der Film wurde 1940 im Getto Litzmannstadt in Łódź (Polen) gedreht. Er diente dem NS-Regime zur Propaganda und verbreitete Vorurteile gegenüber Juden*Jüdinnen. In dem Film sind die unmenschlichen Lebensbedingungen in dem nationalsozialistischen Getto zu sehen. Diese wurden als Beweis genutzt, um Juden*Jüdinnen als unzivilisiert und daher minderwertig darzustellen. Gleichzeitig sollten Beispiele von jüdischen Geschäftsleuten zeigen, wie Juden*Jüdinnen heimlich ihre Macht auf der ganzen Welt ausdehnten. Damit sollte die vermeintliche jüdische Weltverschwörung offengelegt werden.

2015

Die Song-Lyrics von Haftbefehl

© Sven Mandel

In seinem Song ›Hang the Bankers‹ rappt Haftbefehl über den 11. September 2001 - den Tag des Terroranschlags auf das World Trade Center in New York City. Der Text suggeriert, wer die Schuld an diesem Anschlag tragen würde: Zwar werden Juden*Jüdinnen in diesem Kontext nicht direkt genannt, jedoch werden verbreitete Codes genutzt: ›Illus‹ - also Illuminaten, ›Banker [...], der Teufel im Anzug‹ und ›Rothschilds‹. Hinter dem Begriff ›Rothschilds‹ steckt die jüdische Bankiersfamilie Rothschild aus dem 19. Jahrhundert. Sie werden häufig von Verschwörungstheoretikern als Beleg für die Verbindung von Judentum und Reichtum genannt. Auch im Rap ist der Stereotyp eines geldgierigen Juden bzw. eines ›Finanzjudentums‹, das sich gegen die Welt verschworen hat, verbreitet. In dem Raptext wird so angedeutet, dass Juden*Jüdinnen als Bankiers die Welt lenken, einfache Leute wie Taxifahrer*innen ausbeuten und aus dem 11. September Profit schlagen würden.

2021

Das Meme ›Happy Merchant‹ mit Corona-Impfung

Zu sehen ist die Karikatur des ›Happy Merchant‹, also des ›glücklichen Kaufmanns‹. Mit vermeintlich jüdischen äußerlichen Merkmalen und einem gierigen Blick ist der ›Happy Merchant‹ ein weit verbreitetes antisemitisches Meme. In dieser Variante wurde zusätzlich der Bezug zur Corona-Impfung eingefügt. Seit der Corona-Pandemie ist die Verknüpfung von antisemitischen Erzählungen und Verschwörungserzählungen wieder sehr deutlich geworden. Besonders verbreitet ist der Mythos, dass Juden*Jüdinnen für die Corona-Krise verantwortlich wären. Dadurch würden sie ihre Macht oder ihren Reichtum ausweiten.

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