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Die Jahre 1933 bis 1938

Viele Menschen sind ungerecht zu Erna

Seit dem Jahr 1933 hat Erna gemerkt:
Ich bin Halb·jüdin.
Deshalb behandeln mich andere Menschen schlechter.

Ab dem Jahr 1933 konnten die Nazis Gesetze gegen Juden machen.
Ab dem Jahr 1935 gab es zu Beispiel die Nürnberger Gesetze.
In den Nürnberger Gesetzen stand:
Juden sind anders als alle anderen Bürger in Deutschland.
Deshalb brauchen Juden andere Gesetze.

Das war schlecht für die Juden.
Eigentlich sollen Gesetze Menschen schützen.
Die Nürnberger Gesetze haben die Juden nicht geschützt.
Die Nürnberger Gesetze haben auch das Leben von Ernas Familie schlechter gemacht.
Ernas Mutter war nämlich Jüdin.
Bald durften Juden keine Geschäfte haben.
Deshalb musste Ernas Mutter die Spedition abgeben.
Jetzt hatte Ernas Familie nur noch wenig Geld.

Nazis haben ein Auto von der Spedition beschmiert.
Auf dem Schild steht in alter Schrift:
Deutsche!
Wehrt euch!
Kauft nicht bei Juden!

Und Juden durften in vielen Sport·vereinen nicht mehr mitmachen.
Deshalb durfte Erna nicht mehr zum Sport·verein.
Außerdem musste Erna die Schule wechseln.
Aber Erna hat gemerkt:
Die neue Schule ist besser.
Die Menschen in der neuen Schule behandeln alle Menschen gleich.

Erna hat auch gemerkt:
Nur in der neuen Schule ist es gut.
Überall anders behandeln mich die anderen Menschen immer schlechter.

Die anderen Menschen haben Erna oft beleidigt.
Die anderen Menschen haben zum Beispiel zu Erna gesagt:
Du bist Jude.
Deshalb spiele ich nicht mit dir.

Das hat Erna sehr verletzt.

Erna sagt zu diesen Erlebnissen:
Die Menschen haben das Wort Jude als Schimpf·wort benutzt.
Das war schrecklich für mich.

Bernadette und Domenic sprechen über von den Nazis verfolgte Menschen.
Dieses Gespräch ist nicht in Leichter Sprache.

Das Gespräch zum Nachlesen

Dieser Text ist nicht in Leichter Sprache.

Bernadette: Also es ist ja so krass, dass Erna als jüdisch verfolgt wurde, weil ihre Mutter jüdisch war. Erna hat sich ja gar nicht dafür interessiert. Das wirkt so willkürlich!

Domenic: Voll. Die Nationalsozialist*innen definierten selbst, wer ihrer rassistischen Ideologie nach Jude*Jüdin war und damit der Verfolgung ausgesetzt wurde. Deshalb benutzen wir die Bezeichnung ›als Juden*Jüdinnen Verfolgte‹. Das traf eben auch Menschen, die sich selbst gar nicht als jüdisch in einem religiösen Sinne verstanden haben. Die Nationalsozialist*innen verfolgten Menschen vor allem abhängig davon, ob ihre Großeltern und Eltern als jüdisch eingestuft wurden.

Bernadette: Ja wie bei Erna – ihr war es ja relativ egal, jüdisch zu sein. Ich erinnere mich auch gerade – Menschen wurden ja zum Beispiel sogar als Juden*Jüdinnen verfolgt, wenn sie christlich getauft waren. So war das ja bei Schwester Johanna, einer anderen Zeitzeugin, mit der unser Verein gesprochen hat.

Domenic: Ja, da gab es im Nazirecht ab den Nürnberger Gesetzen verschiedene Abstufungen. Erna galt als sogenannt ›halbjüdisch‹ – mit dicken Anführungszeichen – weil ihre Mutter jüdisch und ihr Vater nichtjüdisch war. Heute wissen wir, dass es keine menschlichen Rassen gibt. Aber die Ideologie der Nationalsozialist*innen basierte auf dem Gedanken von verschiedenen und unterschiedlich wertigen menschlichen sogenannten ›Rassen‹. Die Nationalsozialist*innen betrachteten Zugehörigkeit zu einer sogenannten Rasse als vererbbar. Mit den Nürnberger Gesetzen schufen die Nationalsozialist*innen verschiedene Einteilungen. Zum Beispiel als ›halbjüdisch‹ oder bei einem jüdischen Großelternteil als ›vierteljüdisch‹. Die Nationalsozialist*innen benutzten auch die Begriffe ›Mischling 1. Grades‹ und ›Mischling 2. Grades‹. Die Einteilung galt selbst, wenn die Kinder getauft waren. 

Bernadette: Andere Sache: Die Nazis haben ja noch mehr Menschen verfolgt als Juden*Jüdinnen – z.B. politische Gegner*innen, also vor allem Sozialdemokrat*innen und Kommunist*innen, Menschen mit Behinderungen und ehm …

Domenic: Außerdem Sinti*zze und Rom*nja (oder auch ›Sinti und Roma‹ genannt), Zeug*innen Jehovas, Homosexuelle, als Slaw*innen bezeichnete Menschen aus Osteuropa und Menschen, die als sogenannte ›Asoziale‹ oder sogenannte ›Berufsverbrecher‹ galten. 

Bernadette: Echt ne lange Liste. 

Aber Erna hat ihrer Mutter nie von den schlimmen Erlebnissen erzählt.
Erna wollte ihrer Mutter keine Sorgen machen.
Aber Ernas Schul·noten sind schlechter geworden.

Im Jahr 1936 musste Erna die neue Schule verlassen.
Ernas Familie hatte kein Geld mehr für die neue Schule.
Erna musste jetzt in eine jüdische Sonder·klasse.
In der jüdischen Sonder·klasse war Erna 2 Jahre lang.

Ernas Schul·zeugnis.
Auf dem Zeugnis steht in alter Schrift:
Schul·zeugnis der Volks·schule.

Im Jahr 1938 war Erna nicht mehr schul·pflichtig.
Das bedeutet:
Erna musste jetzt nicht mehr zur Schule gehen.

Aber Erna war erst 14 Jahre alt.
Und Erna hatte keinen Schul·abschluss.
Deshalb konnte Erna nur in wenigen Berufen arbeiten.
Deshalb hat Erna in einer jüdischen Wäsche-Näherei gearbeitet.

Erna näht Wäsche.
Erna trägt auf der Schürze einen gelben Stern.
Diesen Stern mussten jüdische Menschen tragen.
Das stand auch in einem Gesetz von den Nazis.

Erna sagt zu diesen Erlebnissen:
Ich habe den ganzen Sommer in der Wäsche-Näherei gearbeitet.
Dann ist in Deutschland das Chaos losgegangen.

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