Juli bis September 1943
Erna geht freiwillig ins Konzentrations·lager Auschwitz
2 Männer von der Gestapo sind danach in die Wohnung gekommen.
Die 2 Männer von der Gestapo wollten Ernas Mutter zum Konzentrations·lager bringen.
Erna hat mit den 2 Männern von der Gestapo gesprochen.
Erna hat zu den Beamten gesagt:
Bitte nehmt mich mit zum Konzentrations·lager.
Ich will bei meiner Mutter bleiben.
Aber die 2 Männer von der Gestapo haben das verboten.
Erna spricht mit einem Mann von der Gestapo.
Erna trägt auf der Bluse einen gelben Stern.
Diesen Stern mussten jüdische Menschen tragen.
Das stand auch in einem Gesetz von den Nazis.
Erna und ihre Mutter haben gedacht:
Bestimmt sehen wir uns jetzt nie wieder.
Und Erna und ihre Mutter haben geweint.
Am nächsten Morgen sollte Erna nochmal mit einem Mann von der Gestapo reden.
Erna sagt zu diesen Erlebnissen:
Ich bin zu dem Mann von der Gestapo gegangen.
Der Mann von der Gestapo hat gesagt:
Sie wollen wirklich mit ins Konzentrations·lager?
Ihre Mutter kommt in das Konzentrations·lager Auschwitz.
Ich wusste sofort:
Im Konzentrations·lager Auschwitz sterben viele Menschen.
Die Nazis haben Erna und ihre Mutter dann mit einem Zug nach Auschwitz gefahren.
Der Zug war kein normaler Zug.
Vor den Zug·fenstern waren Holz·platten.
So ist kein Tages·licht in den Zug gekommen.
Dafür war immer elektrisches Licht an.
Das Licht war auch in der Nacht an.
Erna sagt zu diesen Erlebnissen:
Man konnte nicht aus dem Zug rausgucken.
Man konnte nicht in den Zug reingucken.
Erna und ihre Mutter sind nach dem Zug mit einem Last·wagen weitergefahren.
Dann sind Erna und ihre Mutter im Konzentrations·lager Auschwitz angekommen.
Jetzt waren Erna und ihre Mutter Häftlinge im Konzentrations·lager Auschwitz.
Im Konzentrations·lager Auschwitz mussten die Häftlinge als Erstes in einen Raum.
Die Häftlinge durften keine Sachen behalten.
Die Häftlinge mussten alle Kleidung ausziehen.
Und die Häftlinge mussten die Kleidung abgeben.
Die Mitarbeiter haben die Häftlinge am ganzen Körper rasiert.
Danach haben die Mitarbeiter die Häftlinge mit dreckigem Wasser abgewaschen.
Und die Mitarbeiter haben den Häftlingen die Häftlings·nummer auf die Arme tätowiert.
Dann haben die Häftlinge neue Kleidung bekommen.
Die Kleidung hat den Häftlingen schlecht gepasst.
Und die Kleidung war alt.
Neue Häftlinge sollten keine neuen Krankheiten mit ins Konzentrations·lager bringen.
Deshalb mussten Erna und Ernas Mutter nach der Ankunft in Quarantäne.
Quarantäne bedeutet:
Man weiß nicht:
Ist ein Mensch vielleicht krank?
Dann muss der Mensch eine Zeit lang alleine leben.
Und der Mensch darf eine Zeit lang keine anderen Menschen treffen.
Es gab schlechtes Essen im Konzentrations·lager Auschwitz.
Das Essen war zum Beispiel:
-
Ausgekochte Kartoffel·schalen
-
Abfall von Rüben·gemüse
Durch das schlechte Essen ging es Erna immer schlechter.
Erna sagt zu diesen Erlebnissen:
Wir haben ganz selten etwas zu trinken bekommen.
Morgens haben wir einen Tee bekommen.
Das war aber kein richtiger Tee.
Der Tee war Wasser mit Gras gekocht.
Das hat schrecklich geschmeckt.
Nach 4 Wochen sind Erna und ihre Mutter in eine andere Hütte umgezogen.
In der Hütte haben auch eine Frau und die Tochter von der Frau gewohnt.
In der Hütte gab es eine Bett·decke.
Auf der Bett·decke waren viele Ungeziefer.
Erna sagt zu diesen Erlebnissen:
Auf der Decke waren zum Beispiel:
- Läuse
- Flöhe
- Wanzen
Erna hatte viele Bisse von Wanzen.
Die Bisse von den Wanzen hat Erna aufgekratzt.
Dann waren die Bisse von den Wanzen entzündet.
Im Konzentrations·lager Auschwitz gab es auch Ärzte.
Aber die Ärzte haben den Häftlingen nicht geholfen.
Manchmal hat der Arzt hat die Häftlinge nur angeschaut.
Dann hat der Arzt entschieden:
Diese Häftlinge können noch arbeiten.
Die anderen Häftlinge können nicht mehr arbeiten.
Die Nazis haben die anderen Häftlinge dann umgebracht.
Die Entscheidung vom Arzt haben die Nazis Selektion genannt.
Erna und Ernas Mutter mussten am 15. September 1943 zur Selektion.
Erna hatte entzündete Wunden.
Die Wunden waren voller Eiter.
Deswegen musste Erna in den Todes·block umziehen.
Erna hat damals gewusst:
So kann ich nicht arbeiten.
Die Nazis bringen mich in den nächsten Tagen um.
Am nächsten Morgen haben die Mitarbeiter vom Konzentrations·lager Auschwitz gesagt:
Die Häftlinge vom Todes·block müssen jetzt in die Autos.
Dann haben die Häftlinge vom Todes·block alle große Angst bekommen.
Die Häftlinge vom Todes·block wussten:
Jetzt wollen uns die Nazis umbringen.
Die Häftlinge vom Todes·block mussten rausgehen.
Die Häftlinge vom Todes·block wollten nicht rausgehen.
Deshalb haben sich einige Häftlinge vom Todes·block auf den Boden geworfen.
Andere Häftlinge vom Todes·block haben geweint.
Erna war auch ein Häftling vom Todes·block.
Erna hat sich ängstlich auf den Boden geworfen.
Und Erna hat angefangen zu beten.
Plötzlich hat ein Mitarbeiter vom Konzentrations·lager Auschwitz Ernas Häftlings·nummer gerufen.
Erna ist zu dem Mitarbeiter vom Konzentrations·lager Auschwitz gegangen.
Der Mitarbeiter vom Konzentrations·lager Auschwitz hat Erna wieder reingebracht.
Erna hat das nicht verstanden.
Erna sagt zu diesen Erlebnissen:
Draußen war es sehr laut.
Draußen war alles ganz durcheinander.
Dann bin ich wieder in das Haus vom Todes·block reingegangen.
Im Haus vom Todes·block war es ganz still.
Ich habe niemanden gesehen.
Aber dann war doch eine Frau im Haus vom Todes·block.
Die Frau hat mich gefragt:
Kommst du auch in das Konzentrations·lager Ravensbrück?
Die Nazis hatten entschieden:
Erna ist eine Halb·jüdin.
Deshalb soll Erna nicht sterben.
Aber Erna soll in das Konzentrations·lager Ravensbrück.
Im Konzentrations·lager Ravensbrück sollte Erna Zwangs·arbeit machen.
Zwangs·arbeit heißt:
Die Menschen müssen an einem Ort sehr schwer arbeiten.
Sonst bekommen die Menschen Strafen.
Die Menschen bekommen für die Arbeit kein Geld.
Aber Erna wollte vor der Fahrt nach Ravensbrück ihre Mutter sehen.
Erna hat deshalb ihre Mutter gesucht.
Und Erna hat ihre Mutter gefunden.
Erna und ihre Mutter waren sehr glücklich darüber.
Aber Erna und ihre Mutter mussten sich verabschieden.
In diesem Moment hat ihre Mutter etwas Wichtiges zu Erna gesagt.
Ihre Mutter hat Erna eine Aufgabe gegeben.
Ihre Mutter hat zu Erna gesagt:
Du überlebst.
Dann erzählst du den Menschen:
Diese schlimmen Verbrechen sind mit uns Häftlingen passiert.
Diese schlimmen Erlebnisse hatten wir Häftlinge.
Dann haben Erna und ihre Mutter geweint.
Erna und ihre Mutter wussten:
Wir sehen uns nie wieder.
Erna und ihre Mutter haben sich damals wirklich zum letzten Mal gesehen.
Die Nazis haben Ernas Mutter am 8. November 1943 umgebracht.
Das Datum hat Erna aber erst viele Jahre später erfahren.
Das Gespräch zum Nachlesen
Dieser Text ist nicht in Leichter Sprache.
Bernadette: Wir hören ja immer wieder, dass die Menschen, die nicht von den Nazis verfolgt wurden, gar nichts gewusst hätten, von dem, was passiert ist. Jetzt mal ehrlich, Domenic: Wie viel konnte die deutsche, nicht verfolgte Bevölkerung von den nationalsozialistischen Verbrechen wissen?
Domenic: Das ist eine gute Frage und lässt sich tatsächlich nicht so leicht beantworten. Was klar ist: hochrangige Beamte im NS-Staat, aber auch einfache Angehörige der SS und des Sicherheitsapparates wussten viel über die Ereignisse des Holocausts bzw. planten und führten diesen durch. Viele behaupteten nach 1945, sie hätten nichts gewusst. Diese Aussagen lassen sich eindeutig widerlegen.
Bernadette: Und was ist mit der breiten Bevölkerung? Die haben ja die Novemberpogrome 1938 mitbekommen, die zunehmende Entrechtung und Ausgrenzung schon ab 1933. Und später die Deportationszüge können ja auch nicht einfach unbemerkt durch das Land gefahren sein.
Domenic: Die nicht-jüdische Bevölkerung war nicht so unwissend, wie sie sich nach 1945 gegeben hat. Hitler sprach im Januar 1939 öffentlich vom Vorhaben, im Falle eines Weltkriegs alle als Juden*Jüdinnen Verfolgten in Europa zu vernichten. Die Bevölkerung wusste eventuell nicht genau, welche Ausmaße, welche Systematik die Vernichtung der als Juden*Jüdinnen Verfolgten hatte oder welche Methoden eingesetzt wurden. Aber es gab Berichte: Zum Beispiel die Erzählungen von Frontsoldaten auf Heimaturlaub, die Massenerschießungen mitbekommen oder durchgeführt haben. Es gab von den Alliierten abgeworfene Flugblätter oder deutschsprachige Radioberichte von sogenannten ›Feindsendern‹ wie der BBC ab Sommer 1942, die vom Massenmord berichtet haben. Und ja, als Juden*Jüdinnen Verfolgte wurden vor Deportationen häufig in aller Öffentlichkeit als große Gruppe durch deutsche Städte zu deren Bahnhof bzw. zu sogenannten Sammellagern getrieben.
Bernadette: Das heißt also, alle deutschen, nicht-verfolgten Menschen konnten auf verschiedenen Wegen über den stattfindenden Holocaust erfahren. Sie hätten Gerüchte, Nachrichten und Ankündigungen des NS-Regimes zusammenzählen können; aus heutiger Sicht zusammenzählen müssen. Deportationen oder Zwangsarbeit konnten sie mit eigenen Augen sehen. Sie schauten also lieber bewusst weg, nicht so genau hin oder haben den Holocaust sogar befürwortet. Aber wurde denn auch damals schon der Holocaust geleugnet? Oder ist das eher ein negativ-Phänomen der Gegenwart?
Domenic: Naja, zumindest in Ansätzen könnte man schon während des Holocausts von dessen Leugnung sprechen. Einerseits hat das NS-Regime alles getan, um die Verbrechen so gut es geht geheim zu halten und vor allem alle Beweise zu vernichten, um die Täter*innen zu decken und die Erinnerung an die Ermordeten zu beseitigen. Andererseits haben nicht-verfolgte Deutsche versucht, sich von Schuld frei zu sprechen. Täter*innen haben sich als unwissend oder unschuldig bezeichnet – und das ist ihnen leider zu häufig geglaubt worden, sodass sie nicht bestraft wurden. In der Nachkriegszeit gab es dann alte und neue Formen der Holocaust-Leugnung und Relativierung.
Bernadette: Stimmt, Neonazis leugnen ja einfach auch heute noch den Holocaust, und im Zuge der Querdenken- und Corona-Demos haben wir eine neue Form der Holocaust-Relativierung gesehen. Als ob Nicht-geimpfte sich ernsthaft mit als Juden*Jüdinnen Verfolgten gleichstellen könnten. pff.